Die Idee war eher eine etwas trotzige Reaktion darauf, wieder einmal für viele (meines Erachtens sehr gute) Ideen keine solide, vor allem keine entspannte Finanzierung zu sehen. Um Musik machen zu dürfen, muss man sehr viel arbeiten, kommunizieren, Frustration einstecken und bürokratische Prozesse ertragen. Genauer: um Musik machen zu dürfen, die nicht populär im weitesten Sinne, also Mainstream ist. Da dachte ich also so für mich: „Jetzt jammere nicht und vor allem verstrick dich nicht in all diesen Bemühungen, sondern mach das, was du kannst und liebst, und erwirtschafte damit Geld zur Umsetzung deiner Träume!“ Deshalb habe ich für den 17.8.2017 um 20:00 Uhr in der wunderbaren Markuskirche Waldetzenberg ein Geburtstagskonzert (ja, mein Geburtstag – nein, kein runder) angesetzt und werde dort viel Orgel spielen, ein wenig singen und die Besucher auch ein wenig an meinen Überzeugungen und Träumen teilhaben lassen. Eintritt frei – Spenden für die Umsetzung meiner musikalischen Projekte (vor allem Kammerchor vox animata) herzlich und ausdrücklich erbeten! Kein Wein, keine Schokolade, keine Bücher, keine … – einfach Geld.

Nun erlebe ich zum einen das längst nicht mehr so erfahrene Glück, ein Programm mit Ruhe und Tiefe auszuarbeiten, das sich nicht an Vorgaben oder Jubiläen orientiert, sondern das mich meint und das, was mich ausmacht. Ich spiele Orgel, stundenlang, ohne jeden Druck, ohne Zuhörer und Zuschauer, einfach so für mich. Ich finde Literatur wieder und neu, die mich begeistert (hat) und die so lange in der Versenkung verschwunden war. Nicht alles, was ich jetzt ausprobiere, werde ich spielen können, aber bereits jetzt ist ja klar, dass dies nicht mein letztes Geburtstagskonzert sein wird.

Ich will an diesem Abend nur spielen und singen, nicht reden. Deshalb werde ich ein Programmheft erstellen, das – so fürchte ich – den Umfang einer kleinen Geburtstagszeitung annehmen wird. Ich werde nichts zum musikgeschichtlichen Hintergrund oder zu interpretatorischen Ansätzen schreiben, aber ich will die Werke in ihrer Bedeutung für mich beschreiben. So blättere ich in Noten und sehe nicht nur Musik, sondern setze diese unmittelbar sozusagen in einer parallel denkenden Schiene ins Verhältnis zu mir und meiner Biographie. Das ist ein solch beglückender Vorgang, dass ich mich dazu zwingen muss, auch noch andere Dinge zu tun/zu erledigen. Was macht mich als Menschen, als Musiker aus? Was war mir wichtig und was soll den Rest meiner wie auch immer kurzen oder langen Lebenszeit wichtig bleiben, sein, werden?

Letztere Frage stelle ich mir auch im Hinblick auf die vielen Dinge, die mein Berufsleben ausmachen. und da ist dann doch klar, dass der Organisator und Manager zukünftig deutlich kürzer wird treten müssen. Denn der Musiker hat noch einiges vor, hat vor allem auch Musik im Regal, auf dem Schreibtisch und im Kopf, die aufgeführt werden muss und von der ich weiß, dass kaum jemand sie aufführen will oder kann; womit wir wieder beim Ursprungsthema wären. Diese Projekte werde ich für die Besucher meines Geburtstagskonzertes ebenfalls skizzieren, auch damit muss ich mich im Moment also beschäftigen und das fokussiert doch sehr.

Wer am 17.8.17 also kommt, wird einiges erfahren und erleben. Vielleicht wird das mein bislang höchstpersönlichstes Konzert.