Die wenigsten Menschen leben so diszipliniert und unangefochten, dass alles, was sie sich vorgenommen haben, regelmäßig und in stets gleicher Qualität abläuft und gelingt. Die meisten müssen immer wieder Anlauf nehmen oder nach Durststrecken auftanken, um durchzustarten – für eine gewisse Zeit zumindest, bis eine nächste Talsohle folgt.

Anlässe für solche Neustarts sind klassischer Weise der Beginn des neuen Jahres, Geburtstage, für christlich geprägte Menschen auch die Fastenzeit oder Ostern, ggf. auch erfreuliche Ereignisse in Familie und Beruf wie Geburt eines Kindes oder Beförderung. Aber es gibt auch die anderen Anlässe, über die niemand so gerne spricht. Eine Trennung zum Beispiel und alles, was darauf folgt.

Keine Angst! Dies wird jetzt keine höchstpersönliche und peinlich öffentliche Nabelschau. Aber ich denke im Moment sehr viel darüber nach, was ein derartiger Neustart für eine Entsprechung in meinem Beruf hat. Und da ergeben sich doch viele Parallelen, die weiterzugeben sich lohnt: Einbrüche, Misserfolge, Anfechtungen können und müssen Selbstreflexion auslösen – diese darf aber niemals in Selbstzerfleischung übergehen. Ebenso können und müssen diese Vorfälle und Empfindungen aber auch den Blick nach vorne öffnen, den Blick für jede helfende Hand und das Ohr für jedes helfende Wort sensibilisieren, vor allem aber den Begriff „Schuld“ möglichst schnell aus den Überlegungen tilgen. Wer sich mit der Schuldfrage aufhält, wird nicht weiterkommen und blockiert seine Entwicklung.

Werden und Vergehen gehören zusammen – Vergehen und Werden ebenfalls.