Ein äußerst wertvoller Lehrgang – immer wieder neu

Sonntagmorgen im wunderschönen Marktoberdorf, ein Wochenende nicht nur mit sehr viel Sonne neigt sich dem Ende entgegen. Wie auf dem Bild zu sehen ist, war es ein intensives Wochenende, prall gefüllt mit Inhalten. Aus diesem Stundenplan ist recht gut zu ersehen, warum ich diesen Lehrgang an der Bayerischen Musikakademie so schätze, beinahe hätte ich gesagt liebe: Hier darf ich fundiert alle Teilbereiche unterrichten, die zu guter Kinderchorleitung gehören. Dies tue ich zusammen mit meinem Freund und Kollegen, dem künstlerischen Leiter der Akademie, Karl Zepnik (Gesang), meinem Freund und Kollegen Gerhart Roth (gestische Singleitung, Dirigieren Anfänger, methodische Beratung) und mit Andrea Weigold (elementare Musiklehre, Harmonielehre, chorpraktisches Klavierspiel).

Jedesmal spannend ist die neue Zusammensetzung des Kurses. Diesmal sind es viele Lehrkräfte aus Grundschulen, drei vertieft studierte Schulmusiker_innen, zwei Seiteneinsteiger, eine Konzertsängerin, zwei Musikschullehrkräfte und eine Schülerin, die gerade mit der Leitung eines Kinderchores begonnen hat. Unser Anspruch ist es, ihnen allen das zu bieten, was für ihre Praxis nötig ist. Und wir versuchen, keine „toten“ Anwesenheitszeiten zu fordern – geben in den Theoriefächern bewusst und sehr genau an, was wann behandelt wird, und stellen allen frei, auch wirklich nur zu den für sie nötigen/interessanten Stunden zu kommen. So entstehen Freiräume für diejenigen, die bereits einschlägige Studien absolviert oder anderweitig Vorkenntnisse erworben haben.

Für die anderen ist es – siehe Stundenplan – ein wirklich forderndes und anstrengendes noch dazu verlängertes Wochenende. Aber selbst wenn wir inklusive Prüfung insgesamt 5 solche Phasen zur Verfügung haben, reicht die Zeit erfahrungsgemäß kaum, um alles weiterzugeben, was es weiterzugeben gibt. Deshalb stelle ich online für die Teilnehmer einen großen Fundus an Liedern und kleineren Chorwerken für gleiche Stimmen zur Verfügung, deshalb wird auch mit Hausaufgaben gearbeitet, damit wir rasch und gemeinsam Fortschritte erzielen können.

An diesem Wochenende stand mit einer Probe des Südwestpfälzer Kinderchores und mit einer von mir geleiteten Musterstunde mit einer 4. Klasse der örtlichen Grundschule St. Martin die Beobachtung im Mittelpunkt. Toll, wie Christoph Hassler (demnächst auch punktuell in unserem Dozententeam – ein großer Gewinn!) mit seinem Chor an anspruchsvollen, gleichstimmigen Chorstücken arbeitet, wie er Grundschulkinder und kurz vor dem Abitur stehende junge Damen unter einen Hut bringt und mit welcher Natürlichkeit und Herzlichkeit er dies alles vorlebt! Über meine Stunde kann ich hier schlecht schreiben, dass sie toll war… (war sie aber – es macht mir hier in Marktoberdorf immer riesige Freude, mit den Kindern zu arbeiten – und den Kindern offenbar auch).

Bereits in der nächsten Phase wird die elementare Musiklehre geprüft, damit wir von da an alle mit der gleichen Sprache sprechen; diese vor einigen Jahren eingeführte Maßnahme hat sich sehr bewährt und entlastet die Endphase der Prüfungen. Ebenso war ein Mittelpunkt die Klärung grundsätzlicher stimmlicher Vorgänge und Begriffe, damit auch hier eine schnelle Verständigung möglich wird und Übungen sowie Phänomene in den Proben ohne große Kommentare richtig eingeordnet werden können. In der Gehörbildung gehe ich diesmal, weil der Kurs diesbezüglich sehr stark zu sein scheint, erstmals den Weg, gleich von Beginn an parallel relative Solmisation nach Kodaly zu unterrichten – heute wird das noch ergänzt durch „Singen nach Noten“, was uns zu den leider nötigen Prüfungsteilen der Diktate führen wird – alles aber eben immer praxisrelevant und damit hoffentlich keine vergebliche Zeit. Die Stimmen der Teilnehmer_innen (ja, diesmal auch ZWEI Männer!) sind geprüft und für geeignet/gut befunden worden und im Dirigieren arbeiten wir in zwei Gruppen – die einen üben als Basis die Taktfiguren und grundsätzliche Bewegungen, mit den anderen gehe ich in schlagtechnische Feinheiten und besonders in die stimmbildnerische Hilfe beim Dirigieren.

Ja und nächstes Mal wird es doppelt spannend: da darf jede und jeder erstmals mit einer Kindergruppe arbeiten. 15 Minuten an einem im Vorfeld gut abgesprochenen Lied, am Vorabend auch noch einmal in der Gruppe ausprobiert – da wird sich zeigen, wie der Umgang mit den Kindern und die Fähigkeit, zu reagieren, jeweils entwickelt sind. Nein, das ist keine „vorgezogene Prüfung“: wir greifen bei Bedarf oder auf Anforderung ein, wir helfen, wir besprechen ausführlich nach und geben Hinweise zur Weiterentwicklung; die Akademie stellt Videos von den Einheiten für jede/jeden zur Verfügung, damit zuhause eine gründliche Selbstevaluation möglich ist.

Ein tolles Format- ja, doch: ich liebe es. Der Einstieg in den kompletten Lehrgang wäre nach Absprache auch noch in die zweite Phase möglich, weil kurzfristig zwei Angemeldete abgesprungen sind. Kontakt hierfür möglichst sofort mit der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf https://www.modakademie.de/kurs/242/216/bmm-kinderchorleitung-I-19

Große, neue Aufgabe!

Nachdem ich in der letzten Zeit einige Abschiede zu vermelden hatte, wird es Zeit, von Neuanfängen zu berichten. Es ist mir eine große Freude und Ehre, den Neustart des Landesjugendchores NRW als künstlerischer Leiter in Doppelspitze mit meinem Freund und Kollegen Erik Sohn betreuen zu dürfen!

Unseren Kolleginnen und Kollegen Chorleiter_innen verspreche ich Kooperation und nicht Konkurrenz – ein „Abwerben“ von talentierten jungen Menschen liegt uns fern! Allen jungen Sängerinnen und Sängern, die den LJC NRW und uns ausprobieren möchten, verspreche ich wertschätzende und inspirierende Arbeit, die geprägt ist von gemeinsam Lernen aus gemeinsamer Neugier heraus.

Hier der Ausschreibungstext – gerne zur Weitergabe empfohlen:

Sängerinnen und Sänger für den neuen Landesjugendchor NRW gesucht

Der Chorverband NRW und der Landesmusikrat NRW suchen Sängerinnen und Sänger zwischen 16 und 26 Jahren, die sich im neu aufgestellten Landesjugendchor NRW engagieren möchten.
Der Chor, unter der Leitung von Prof. Robert Göstl (ab 2020 künstlerische Doppelspitze gemeinsam mit Prof. Erik Sohn) bearbeitet in Arbeitsphasen ein Repertoire zwischen Alter Musik, Neuer Musik, Jazz und Pop. In einer ersten Phase 2019/2020 erarbeitet er ein Programm „Beziehungsweisen“ zum Thema Liebe/Beziehung aus Romantik und 20. Jahrhundert. Neben Madrigalen von Monteverdi und Gesualdo werden auch JazzStandards zu diesem Thema einstudiert.
Der Chor trifft sich zu drei bis fünf Wochenendarbeitsphasen pro Jahr, von denen eine um ein bis drei Tage verlängert werden kann. Jede Arbeitsphase mündet in einem öffentlichen Konzert, Ende der ersten Arbeitsphase bildet ein kleines Werkstattkonzert. Auslandstourneen werden angestrebt. Für jede Arbeitsphase werden Teilnehmergebühren erhoben, Unterkunft und Verpflegung werden gestellt. Die Verweildauer im Chor soll bis zu vier Jahren betragen.
Die erste Arbeitsphase findet ohne Teilnahmegebühr als Vorsingen und Get-Together von Freitag, dem 18. Oktober, 14 Uhr, bis Sonntag, 20. Oktober 2019, 17 Uhr, beim Chorverband NRW in Dortmund statt. Details werden noch bekannt gegeben.
Der Landesjugendchor zählt zu den Landesjugendensembles und versteht sich unter anderem als Anschlussförderung für Preisträger des Wettbewerbs Jugend musiziert NRW. Auch andere interessierte Sängerinnen und Sänger können sich bewerben. Ein Vorsingen zur Aufnahme in den Landesjugendchor ist in jedem Fall verpflichtend. Das Vorsingen findet vor mindestens 2 Personen statt: eine Person aus der Doppelspitze der künstlerischen Leitung, ein Stimmbildner bzw. Stimmbildnerin sowie ausgewählte nordrheinwestfälische Chorleiter. In jedem Fall folgt dem Vorsingen eine Beratung der Kandidatin bzw. des Kandidaten. Inhalt des Vorsingens: Frei gewähltes Lied/Arie, unbegleitetes Volkslied/Choral sowie Hörübungen.
Als begleitende Maßnahmen bieten die Träger den Chormitgliedern bis zu sechs dezentrale Stimmbildungseinheiten jährlich für jedes Chormitglied außerhalb der Arbeitsphasen an sowie Schulungswochenenden für Blattsingen, Chorassistenz und Chorleitung im jährlichen Wechsel. Die Chormitglieder sollen sowohl in organisatorische als auch musikalische Prozesse des Landesjugendchors einbezogen werden.
Interessenten melden sich bitte bis zum 20.9.2019 mit einem Kurzprofil unter Angabe der Chorerfahrung bei Dorothee Fontein, Geschäftsführerin des Chorverbands NRW, Brückstr. 45, 44135 Dortmund, dorothee.fontein@cvnrw.de, Tel. 0231-545056-0. Kooperationspartner der beiden Träger ist die Hochschule für Musik und Tanz Köln, Förderer das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW.

Regina van Dinther, Präsidentin des Chorverbands NRW
Reinhard Knoll, Präsident des Landesmusikrats NRW