Wer aktiv etwas zum Erhalt des christlichen Abendlandes tun will, hat dazu in den nächsten Tagen in unzähligen Gottesdiensten aller Konfessionen die Gelegenheit. Gleichzeitig lässt sich dort auch die Seele pflegen: die verwundete kann heilen, die freudige kann danken und teilen. Die Botschaft ist im Kern Einfachheit, Reduzierung bis auf das Wesentlichste. Hoffend kommen – Maul halten und staunen – und dann angstfrei den loben, der uns dieses Geschenk gemacht hat.

In den Gottesdiensten werden Weihnachtslieder dann (hoffentlich) nicht demonstrativ als Kampfgesänge gegen irgendetwas gegrölt, sondern sie werden gemeinsam für die Sache der Liebe und des Verständnisses gesungen. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, liebe Gottesdienstbesucher all überall: macht den Mund auf und singt mit! Weder wir Kirchenmusiker, noch die Pfarrer und geschweige denn der Liebe Gott hören auf falsche Töne, auch die Banknachbarn haben anderes zu tun, als Fehler zu zählen. Aber alle Genannten sind ein wenig traurig über schweigende Zuhörer und Zuschauer.

Es gibt bei uns in der Gemeinde ein wunderbares Beispiel für solch wunderbare, falsche Töne: es ist wirklich schwer, mich aus der Melodie zu werfen, aber einer schafft es manchmal. Und ich freue mich dann doch ehrlich, wenn er da ist und lauthals mitsingt. Der traut sich und es kommt fühlbar von Herzen.

Und ihr Chöre: singt, bitte, nicht „von oben herab“ sondern singt mit den Gottesdienstteilnehmern und nehmt sie mit euren Stimmen mit! Kollegen: belehrt nicht oder glänzt durch eure Liedbegleitung, sondern nehmt mit und führt behutsam – immer wissend, dass da Leute singen, die weder ausgebildete Stimmen haben noch vor jeder Messe ein Atemtraining absolvieren oder sich einsingen. Das ist meiner Meinung nach unser Beruf.

„Habt Mut und fürchtet euch nicht!“