Ein Tag an der Deutschen Schule Tokio-Yokohama

Es gibt Tage, die zeigen, wie viel entstehen kann, wenn man Verantwortung teilt.
Heute war ein solcher Tag: Der Rundfunk-Jugendchor Wernigerode gestaltete Workshops in der Grundschule der Deutschen Schule Tokio-Yokohama – und ich durfte erleben, wie Vertrauen zu Klang wird.

Ich habe unseren Jugendlichen bewusst viel Freiheit gelassen.
Statt detaillierter Anweisungen gab es nur Anregungen, Impulse, Fragen.
Was dann geschah, war beglückend: Sie haben diese Freiheit genutzt – mit Empathie, Engagement und Freude.
Sie haben Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zum Singen gebracht, spielerisch und lebendig, und sie selbst kamen strahlend aus den Klassen zurück.

Von jung zu sehr jung – und der Funke springt.
Wenn Achtzehnjährige Sechs- bis Zehnjährigen Musik vermitteln, geschieht etwas, das sich nicht planen lässt: Augen beginnen zu leuchten, Stimmen zu erklingen, Vertrauen wächst in beide Richtungen.

Auch das Konzert am Nachmittag spiegelte diese Haltung: Offenheit im Repertoire, Vielfalt im Ausdruck.
Ein modernes japanisches Stück stand selbstverständlich neben einem deutschen Volkslied, einem englischen Kanon und einem witzigen Kinderlied.
So klingt Begegnung.

Ich habe einmal mehr gespürt, wie viel eine gute Moderation bewirken kann – und dass Ruhe ansteckender sein kann als Lautstärke.
Ein gehobener „Schweigefuchs“ hat mehr Wirkung als jede Mahnung.

Besonders dankbar bin ich der großartigen Kollegin Johanna Lafon, die alles mit so viel Klarheit und Herzlichkeit vorbereitet hat – und natürlich der Schulleitung für die offene, wertschätzende Begegnung.

Was bleibt, ist mehr als ein gelungener Tag.
Es ist das Bewusstsein, dass mein Beruf mehr ist als Arbeit:
Es ist meine Berufung – Menschen, ob groß oder klein, die Begeisterung am Singen spürbar zu machen und Vertrauen zu schenken.

Und vielleicht singen morgen schon einige dieser Grundschulkinder unsere Lieder weiter –
und vielleicht studieren einige meiner Schülerinnen und Schüler eines Tages Lehramt Grundschule.
Dann hätte dieser Tag seinen schönsten Nachklang gefunden.