Japan 2025 – Musik, Begegnung, Dankbarkeit

 

Japan 2025 – Musik, Begegnung, Dankbarkeit 🇯🇵

Fast 10 000 Kilometer liegen hinter uns – zurückgelegt in 13 Stunden und 30 Minuten, mit einem nicht unerheblichen CO₂-Abdruck. Und doch bleibt die Frage: Hat es sich gelohnt?

Ja – wenn man „lohnt“ nicht in Kilowattstunden, sondern in Menschen misst. Diese Reise war keine Konzerttournee, keine Leistungsschau, kein Wettbewerb um Beifall. Sie war ein Begegnungsprojekt, ein fliegendes Klassenzimmer, eine Schule des Lebens.

46 Jugendliche, acht Begleitpersonen und unzählige Menschen in Japan haben sich in diesen Tagen begegnet – neugierig, freundlich, offen. Wir haben gesungen und zugehört, gelacht und gelernt, verschenkt und empfangen. Wir haben erlebt, wie Musik Brücken baut – über Sprachen, Kulturen und Lebensgeschichten hinweg.

Mich berührt besonders die Frage, was diese Erlebnisse mit den Jugendlichen machen werden. Welche Spuren sie hinterlassen. Welche Begegnungen bleiben, welche Träume vielleicht entstehen. Ich weiß: Viele haben zum ersten Mal erlebt, was es heißt, mit eigener Musik eine fremde Welt zu berühren – und selbst berührt zu werden. Das wird sie prägen, weit über die Schule hinaus.

Und mich? Ich habe gelernt, dass Führung nicht bedeutet, alles im Griff zu haben, sondern zu vertrauen, wenn man nicht mehr steuern kann. Dass Verantwortung nicht im Kontrollieren, sondern im Zutrauen liegt. Dass ein Projekt dieser Größe nur gelingen kann, wenn alle tragen – jede und jeder auf eigene Weise.

Staunen bleibt auch darüber, dass die Finanzierung dieser Reise mit vereinten Kräften gelungen ist – durch viele Menschen, die an dieses Abenteuer geglaubt haben. Es war ein großes Wir-Projekt, und genau das spürt man nun auf den Bildern, in den Stimmen, im Echo der Herzen.

Wenn ich jetzt aus dem Fenster sehe, fliegen wir über Sibirien. Bald Europa, bald Deutschland, bald Wernigerode. Die Sonne geht auf. Und ich denke: Ja – es hat sich gelohnt.

Wenn Vertrauen klingt

Ein Tag an der Deutschen Schule Tokio-Yokohama

Es gibt Tage, die zeigen, wie viel entstehen kann, wenn man Verantwortung teilt.
Heute war ein solcher Tag: Der Rundfunk-Jugendchor Wernigerode gestaltete Workshops in der Grundschule der Deutschen Schule Tokio-Yokohama – und ich durfte erleben, wie Vertrauen zu Klang wird.

Ich habe unseren Jugendlichen bewusst viel Freiheit gelassen.
Statt detaillierter Anweisungen gab es nur Anregungen, Impulse, Fragen.
Was dann geschah, war beglückend: Sie haben diese Freiheit genutzt – mit Empathie, Engagement und Freude.
Sie haben Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zum Singen gebracht, spielerisch und lebendig, und sie selbst kamen strahlend aus den Klassen zurück.

Von jung zu sehr jung – und der Funke springt.
Wenn Achtzehnjährige Sechs- bis Zehnjährigen Musik vermitteln, geschieht etwas, das sich nicht planen lässt: Augen beginnen zu leuchten, Stimmen zu erklingen, Vertrauen wächst in beide Richtungen.

Auch das Konzert am Nachmittag spiegelte diese Haltung: Offenheit im Repertoire, Vielfalt im Ausdruck.
Ein modernes japanisches Stück stand selbstverständlich neben einem deutschen Volkslied, einem englischen Kanon und einem witzigen Kinderlied.
So klingt Begegnung.

Ich habe einmal mehr gespürt, wie viel eine gute Moderation bewirken kann – und dass Ruhe ansteckender sein kann als Lautstärke.
Ein gehobener „Schweigefuchs“ hat mehr Wirkung als jede Mahnung.

Besonders dankbar bin ich der großartigen Kollegin Johanna Lafon, die alles mit so viel Klarheit und Herzlichkeit vorbereitet hat – und natürlich der Schulleitung für die offene, wertschätzende Begegnung.

Was bleibt, ist mehr als ein gelungener Tag.
Es ist das Bewusstsein, dass mein Beruf mehr ist als Arbeit:
Es ist meine Berufung – Menschen, ob groß oder klein, die Begeisterung am Singen spürbar zu machen und Vertrauen zu schenken.

Und vielleicht singen morgen schon einige dieser Grundschulkinder unsere Lieder weiter –
und vielleicht studieren einige meiner Schülerinnen und Schüler eines Tages Lehramt Grundschule.
Dann hätte dieser Tag seinen schönsten Nachklang gefunden.