Ich war bislang kein fauler Mensch, aber seit dem 3.9.2021, der Übernahme der Aufgaben des Koordinators für Musik und des künstlerischen Leiters des Rundfunk-Jugendchores Wernigerode am Landesgymnasium für Musik bin ich gefühlt rund um die Uhr im Einsatz. Viel haben wir seither bewegt, viel gibt es noch zu bewegen. „Wir“ deshalb, weil doch die meisten meiner Mitarbeiter:innen sich über die Veränderungen, die neuen Ideen, die neuen Wege und die Modernisierung freuen. Die meisten, aber natürlich nicht alle. So besteht nach wie vor ein Hauptteil meiner Arbeit in langen und intensiven Gesprächen. Auch wenn mir klar ist, dass man nicht alle überzeugen oder gar begeistern kann: wer Musik machen soll und musikpädagogisch arbeitet, kann das nur, wenn sie/er überzeugt ist oder besser noch für die Sache brennt. Jedenfalls in der Qualität, die ich mir hier wünsche.

Nun hat mein kluger Sohn mir in einem langen Gespräch, in dem ich ihm in „vertauschten Rollen“ mein Leid der permanenten zeitlichen Überlastung geklagt habe, vorgeschlagen, ich solle die Gedanken, die mich umtreiben, doch aufschreiben – sie seinen wichtig für all die anderen, denen es ähnlich geht und die sich wie ich fragen, ob und wie echte, tiefgreifende Veränderung geschehen kann.

Da nach über einem Jahr Schweigen auf diesem Kanal hier wahrscheinlich sowieso niemand mehr liest, kann ich das hier ja ungeschützt ausprobieren. Der Kern, der mich beschäftigt: Passe ich mit meiner Idee von Lernen und Lehren eigentlich in unser Schulsystem? Die permanente Prüferei und Bewerterei war mir immer zuwider, nun muss ich qua Amt prüfen und bewerten, habe oft das Gefühl, dass mir damit und mit der Vorbereitung dessen Zeit und Kraft geraubt wird, an nachhaltigen Lernerfolgen und begeisternden Momenten für meine jungen Leute zu arbeiten. Der Chor als Ausgleich zur Schule? Ja, aber das kann es doch nicht sein. Schule wie Chor gestalten – Inhalte praktisch erleben lassen, wachsen lassen, eine Lerngemeinschaft bilden…

Schauen wir mal, ob der Alltag weiter so fesselt, dass dies wieder der letzte Eintrag für Monate ist… Allen Lehrenden und Lernenden einen herzlichen Gruß und alle guten Wünsche! Wenn die Welt sich zum Guten hin ändern soll, müssen wir wohl weitermachen.