Natürlich wählt Facebook per Algorithmus sehr gezielt aus, was es in der Timeline von wem erscheinen lässt – in meinem Fall also fast schon ein „Algorhythmus“ (Scherz!). So geht es da oft um Musik, noch öfter um Chöre und sehr viel auch um Kirchenmusik. Aber trotz dieses verzerrten Bildes, das nicht jede und jeder so wahrnimmt, ist es doch bemerkenswert, dass in letzter Zeit immer wieder Beiträge zum Thema Kirchenmusik erscheinen, die man in den entsprechenden Medien eher nicht vermuten würde. So bin ich heute über dies hier gestolpert:

WELT Liedrepertoire Kirche

„Schlimm, wie Kirchen mit ihrem Liedgut umgehen“. Immerhin der leitende Redakteur des Feuilletons der Welt erzählt da von einer privat erlebten Konfirmation und von seinen Empfindungen und Überlegungen zur Auswahl der Gemeindelieder. Die Quintessenz – nur ein „altes“ Lied („Großer Gott“) taucht auf und wird auch mitgesungen, die „neuen“ Lieder sind unbekannt und bei aller Zeitgemäßheit verstummt die versammelte Gemeinde zusehends bzw. zuhörends. Eine Momentaufnahme, eine persönliche Wahrnehmung, sicher. Und „Möge die Straße“ ist zwar kein Lied aus dem Barock, aber wird von vielen doch sicher nicht als unbekannt und damit unsingbar eingestuft. Aber ein Punkt scheint mir doch übergeordnet richtig und wichtig.

Der alte Liederkanon, das alte Liedgut, die tradierten Lieder werden nicht gepflegt, ein neuer Kanon an Gemeinsamem nicht aufgebaut. Es geht – völlig richtig! – darum, den noch in den Kirchen Anwesenden die Chance zu geben, sich möglichst spontan am Gemeindegesang zu beteiligen. Das wird nur tun, wer ein wenig Sicherheit verspürt – das wird sicher nie tun, wer es als Stress empfindet. Nun ist es gleich, wie groß der Anteil Alten und Neuen in einem gemeinsamen Lied“gut“ ist, Hauptsache: möglichst viele haben eine Chance, mitzusingen.

Genau aus diesem Beweggrund heraus führe ich in meiner Gemeinde eine detaillierte Liste mit allen über die Jahre gesungenen Liedern. So wechseln die gleichbleibenden Gesänge wie Gloria oder Sanctus regelmäßig durch, um Abwechslung und Pflege zu gewährleisten. Die beweglichen Teile versuche ich sehr nah an den liturgischen Texten auszuwählen und besonders die Auswahl der Strophen bietet dabei eine große Chance, bekannte Lieder multipel einzusetzen und immer wieder neu erfahrbar zu machen.

Unsere Gemeinde singt, noch, ganz ordentlich. Wer sich davon inspirieren lassen möchte, kann gerne hier auf der Seite unter „Kirchenmusik“ nachsehen.