Zu Beginn eine Warnung: was ich hier als Beitragsbild gewählt habe, ist nicht ganz legal! Zeitschriften- oder Zeitungsartikel einfach abzufotografieren und ins Netz zu stellen, ist nicht erlaubt. Viele Chöre machen das vor allem mit Konzertberichten und Rezensionen und es passiert auch selten etwas, aber: es ist nicht erlaubt.
Ich mache das jetzt aber sehr bewusst und bin sicher, dass es absolut im Sinne der Rechteinhaber ist. Denn als ich gerade beim Morgenkaffee saß und die neue Ausgabe von Chorzeit – das Vokalmagazin las, habe ich mich entschlossen, einen Blogbeitrag, der mir seit Silvester im Kopf herumging, nun doch gleich zu schreiben und nicht (wie ich mir geschworen hatte) zu warten, bis wirklich der ganze Schreibtisch aufgeräumt ist. Bei dieser Gelegenheit sei einmal erwähnt, wie sehr ich nur jeder und jedem choraffinen Menschen empfehlen kann, diese Zeitschrift zu lesen! Die Redaktion schafft es trotz aller Unkenrufe damals beim Relaunch tatsächlich, jeden Monat spannende Themen aufzutun und sie leistet das Wichtigste, was eine Fachzeitschrift leisten kann: sie informiert und motiviert! Bravo nach Berlin!
Jetzt zu meinem Anliegen. Auf Seite 31 ff. geht es im letzten Teil einer Reihe zur Öffentlichkeitsarbeit für Chöre um Social Media. Der Beitrag gibt wie immer wertvolle Tipps zum Umgang mit diesen wichtigen Medien und bezieht sich in seinen Beispielen vor allem auf Facebook. Wer im Netz etwas unterwegs ist, weiß, dass dies auch der Realität entspricht. Die Gründe dafür, dass Chöre eher hier als bei Instagram oder Twitter posten, sind vielfältig: die Altersgruppe der jeweiligen „Macher“ dürfte einer sein, die Altersgruppe der Hauptzielgruppe für Chöre ein nächster (in beiden Fällen sind es nicht die ganz Jungen, aber auch nicht die ältere Generation), außerdem ist „Chor“ einfach gut zu vermitteln in der Kombination aus Bild + Text und die Texte sind auch sinnvollerweise schon mal länger als 140 Zeichen. Ich teile diese Erfahrung und fahre in meiner eigenen PR und für meine eigenen Chöre sehr erfolgreich diese Schiene. Die Tipps, die also in diesem Beitrag der Chorzeit stehen, wiederhole ich hier nicht – kauft euch die Zeitschrift und lest nach!
Und genau darum – um das Empfehlen von Gutem – geht es mir, denn ein wichtiger Tipp fehlt mir im Text dann doch noch. Auf Seite 33 steht im Artikel (übrigens von Claudia Schurz, Redakteurin der Chorzeit) ein entscheidender Hinweis: „… Welche Inhalte Fans bekommen, kann davon abhängen, wie oft sie auf welcher Seite sind oder ob ein Post des Absenders viele Reaktionen bekommt. Ausgewählt werden aber auch Inhalte, die für den Nutzer interessant zu sein scheinen. Fazit: Wer häufiger postet, erreicht auch mehr Menschen.“
„… ob ein Post des Absenders viele Reaktionen bekommt…“
Jeder kann nachschauen: auch ich krebse manchmal mit einem oder keinem „Like“ herum und wundere mich durchaus immer wieder, dass auf bestimmte Dinge nicht mehr Reaktionen kommen. Genauso weiß ich aber aus den indirekten Reaktionen, dass Facebook für viele Menschen ein Medium zum stillen Mitlesen aber nur ja nicht zur öffentlichen Stellungnahme ist. Das betrifft jede Zielgruppe: auch ich habe viel Mühe damit, meine eigenen Chormitglieder zum Liken und Teilen zu bewegen; da steter Tropfen aber auch diesen Stein höhlt, gelingt es immer besser.
Wir Chorleute wissen also, dass die Reichweite eines Posts sofort erhöht wird, wenn viele „Likes“ gesetzt werden, und natürlich noch mehr, wenn oft geteilt wird. Es wäre also für die Chorszene ein leichtes, Facebook geradezu zu instrumentalisieren. Denn wir sind viele und wir sind dort gut repräsentiert. Wenn nun also jede und jeder über ihren/seinen Schatten springen würde und beim Scrollen nicht nur argwöhnisch wahrnehmen würde, wer sich da schon wieder aufplustert und in den Mittelpunkt zu stellen versucht, und dann ganz bewusst NICHT „liked“, sondern wenn wir alle mit offenem Blick jede Chance nutzen würden, um Dinge, die wir gut finden, mit einem Klick oder besser noch einem kommentierten Teilen in die Welt zu blasen, dann hätten wir am Ende alle etwas davon. Ich bin auf diesem Blog (und meinen Coachings, wo es interessanterweise immer auch um diese Dinge geht) sehr offen: auch ich ertappe mich manchmal dabei, eher mit Angst um die eigene Position durchs Netz zu gehen. Aber das ist falsch – wir nehmen uns gegenseitig nichts, wenn wir aktiv an der viralen Verbreitung unseres Anliegens mitarbeiten. Und wir müssten uns freuen, dass wir nicht alleine sind und dass viele gute Ideen nur darauf warten, andere anzuregen und zu motivieren.
Stufe 1 wäre also „gefällt mir“
Stufe 2 „jetzt teilen“
Stufe 3 „in einem Beitrag teilen“
Stufe 4 gezielt in einer Gruppe teilen
Stufe 5 wiederum wäre, ein Netzwerk aus Leuten zu bilden, denen es nichts ausmacht, in Beiträgen oder auf Fotos markiert zu werden. Das ist heikel und sei extra angesprochen, denn man muss nur von sich selber ausgehen: man möchte öffentlich entweder gar nicht ungefragt oder auf jeden Fall nur mit Dingen in Verbindung gebracht werden, hinter denen man zu 100% steht und für die man auch einstehen will. Diese Stufe 5 wäre also dann etwas für echt aktive Netzwerker – wer mag, kann sich gerne bei mir melden. und ich habe übrigens kein Problem damit, weil ich mir die Freiheit nehme, im schlimmsten Fall etwas zu löschen (das kommt ein- bis zweimal pro Jahr vor).
Zum Schluss noch ein Vergleich: Wenn ich bei Kursen und Vorträgen gefragt werde, ob ich denn wirklich glaubte, dass Kinderchorarbeit ganz konkret meinem Erwachsenenchor Nachwuchs bringt, antworte ich wahrheitsgemäß: direkt und unmittelbar nur sehr wenig aber natürlich trotzdem über die vielen Jahre klar nachweisbar in einem Altersdurchschnitt von ca. 35 Jahren bei einer Bandbreite von 14 bis 78; es gibt die kontinuierlichen Sängerbiographien in ein und demselben Chor, aber es sind einzelne. Doch meine Kinderchöre gibt es auch, damit die bei mir ausgebildeten und infizierten jungen Leute, die wegen Studium oder Beruf von Deuerling weg in ihre Stadt ziehen, Lust darauf haben, bei ihnen mitzusingen – ganz egal wo. So ist das auch mit unserer Präsenz im Netz: gemeinsam wären wir noch stärker, weil wir eben nicht nur für unseren Mikrokosmos vor Ort arbeiten! Deshalb ist einer meiner Vorsätze für 2017, noch konsequenter alle Dinge zu liken und zu teilen, die ich ehrlich gut finde – unabhängig von graduell unterschiedlicher Sym- oder Antipathie 🙂 Es muss ja nicht das Konzert im Nachbarort zum gleichen Zeitpunkt sein und natürlich sollte man verbreiten, was man ehrlich gut findet und nicht wahllos posten. Aber hier wäre ausnahmsweise einmal „mehr mehr“.
Übrigens: man kann auch Blogbeiträge kommentieren…
Frohes neues Jahr uns allen!
4. Januar 2017 um 17:22 Uhr
Ein sehr guter und wichtiger Beitrag. Unser Chor hat unglaublich von der Öffentlichkeitsarbeit auf Facebook profitiert. Das macht sich schlussendlich in der Mitgliederzahl bemerkbar und dafür, in einem Chor zu singen bzw. einen Chor zu leiten, in dem es in allen Stimmgruppen genügend Nachfrage gibt, kann man sich ohne Bedenken ein „Like“ au Facebook abringen, wie kritisch man diesem Medium auch gegenüber stehen mag.
4. Januar 2017 um 19:41 Uhr
Vielen Dank für diese Rückmeldung! Ich höre wirklich genau das Gleiche von vielen Chören, die ich diesbezüglich berate. Erwähnenswert ist sicher auch, dass eine Altersgruppe angesprochen wird, die sicher noch einige Jahre stabilisierend (weil schon dem Jugendalter und den damit verbundenen Ortswechseln entwachsen) mitwirken kann.