Herzlichkeit mit Stil – das ist der erste Eindruck schon bei der Begrüßung auf dem Flur der katholischen Grundschule Unter den Eichen in Düsseldorf-Gerresheim. Unser Gastgeber Bernhard Hüsgen führt uns an liebevoll gedeckte Tische im Computerraum und erzählt kurz, was wir heute der Reihe nach zu sehen bekommen. Um kurz vor 10:00 Uhr bittet er uns ruhig und höflich aber bestimmt, uns auf den Weg in die 3. Klasse zu machen. Pünktlich soll sie beginnen, die „Singpause“, und um 9:59 Uhr sitzen wir auf den kleinen Bänken im hinteren Teil des Raumes. Und dann beginnt ein fachlich wie menschlich eindrucksvoller Vormittag…
Die Kinder wissen offensichtlich, dass wir kommen und wer kommt („… ein Professor… boah!“). Der Singpausenleiter hält sich aber nicht lange mit einer Begrüßung unserer kleinen Gruppe oder einer Erklärung auf – es geht sofort gesungen in Rufterzen in ein kollektives wie individuelles „Guten Morgen!“. Die einfache Rufterz dominiert, aber immer wieder wählen die Kinder auch eine Floskel, die an die Allerheiligenlitanei erinnert…; später wird aufgeklärt: das ist keine Absicht, das hat sich so ergeben. Vielleicht doch aus dem Umfeld der katholischen Grundschule heraus? Wer weiß…
Jede Einheit dauert 20 Minuten, der Ablauf ist ritualisiert. Die Übungsformen wechseln rasch: Singen auf Solmisationssilben nach Stufenzahlen (sehr geschickt werden verschiedene Anordnungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden verwendet, nach geschriebenen Silben, bei den Größeren auch nach Noten. Wichtig und einer der Kernpunkte der Ward-Methode: alles wird körperlich nachvollzogen, nichts geschieht ohne Geste oder Bewegung. Die Rhythmus-Schrift der Methode ist gewöhnungsbedürftig, aber schlüssig und schnell nachvollziehbar; sie wird sofort auf die „Erwachsenennotenschrift“ übertragen. Bilder an der Tafel, vorgeschriebene Übungen… man ahnt, was da an Arbeit und Vorbereitung dahintersteckt.
Lieder werden nur am Schluss gesungen. Und zwar an allen Düsseldorfer Singpausen-Grundschulen (61 von 80) die gleichen. So entsteht gemeinsames Repertoire, das bei den Zielpunkten – den Konzerten in der Tonhalle – dann ein grandioses Gemeinschaftsgefühl gewährleistet. „Social Proof“ nenn man das, wer dazugehören will, muss mitsingen.
Sicher (meine Vermutung) arbeiten nicht alle Singpausen-Lehrkräfte so bestechend gut wie Bernhard Hüsgen. Präsent, zugewandt, klar, humorvoll und ernst – vor allem nimmt er die Kinder sehr ernst und in der Folge sie ihn. In den Einheiten steckt ein hohes Maß an Disziplin, es wird richtig gearbeitet. Für manchen mag das zu „old-fashioned“, zu frontal, beinahe zu militärisch aussehen – und diese Kritik hört man ja immer wieder. Aber, Leute: Di 8.3.2016 bin ich in dieser m.E. perfekten Umsetzung zum absoluten Fan dieses Projektes geworden! Auch weiterhin bleibt es dabei: nicht alles ist auf überall übertragbar, und vor allem kann nicht jeder Typ das gleiche System gleich gut umsetzen. Aber so ist ein stimmig und ein Segen noch für Generationen in Düsseldorf!
17. März 2016 um 18:49 Uhr
Bernhard H ü s g e n: Klare Botschaften mit Herz, immer wertschätzend und nicht nur deutsch, wohltuend distanziert, doch feinfühlig – das gibt Orientierung, macht empfänglich für Schönes, macht froh .- das Lachen im Singen, auch das Weinen. Unsere Kinder wissen intuitiv, wie gut ihnen die Singpause tut. Nicht nur die Stimme entfaltet sich, auch die Seele.
Singpausen-Kinder sind glückliche Kinder!
6. Mai 2016 um 17:27 Uhr
Freue mich sehr, dass Ihnen, Herr Prof. Göstl, der Besuch in Düsseldorf bei der SingPause-Düsseldorf so gut gefallen hat. 12 weitere Städte in Deutschland haben wir animieren können dieses Düsseldorfer Projekt zu übernehmen. Überall arbeiten engagierte Schulleitungen, SängerInnen und Organisatoren an der Umsetzung. Wenn es im vorangegangenen Kommentar heißt „SingPause-Kinder sind glückliche Kinder kann ich das bestätigen. Ab nächsten Montag sehe ich von diesen glücklichen Kindern ungefähr 10.000 bei der ersten Serie von 10 Tonhallen-Konzerten der SingPause 2016. 16 Konzerte mit 13.500 Kindern wird es in Düsseldorf geben.
Manfred Hill-Projektmanagement SingPause-Düsseldorf
Vorsitzender des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. gegr. 1818 (Träger der SingPause-Düsseldorf)